Die Kunst zur Geschichte
„Alleine unter Hunden“
Die Geschichte von
Klaus Wallat
Aufgewachsen bin ich in Hessen. Und ja, seit 2 Jahren habe ich meine erste Wohnung, davor war ich obdachlos. Fast 30 Jahre lang. Und seit 2 Jahren habe ich eine feste Wohnung. Seitdem bin ich in Hamburg. Fest. Seit 8 Jahren.
Zwar nicht jeden Tag, aber schon einmal die Woche gehe ich mal los. Zweimal die Woche, weil ich in Harburg wohne. Mein Festplatz ist in Horn und das ist schon eine kleine Strecke. Und jetzt ist sowieso Schienenersatzverkehr und das ist immer schwer. Und in der Innenstadt ist ja auch alles belegt, deswegen gehe ich auch nicht hin und ansonsten läuft alles so.
Drogen nehme ich auch keine mehr. Das war früher mein großes Problem. Verändert arg dein Wesen. Charakter zwar nicht, aber das Aussehen schon und alles Mögliche. Man hat alles verloren. Alkohol trinke ich auch keinen mehr. Ist auch vorbei. Hinz&Kunzt unterstützt mich, wo es nur geht. Nie so ein schönes Leben gehabt wie vorher.
Also, ich bin meistens immer nur alleine unterwegs mit meinen Hunden. Ich habe keine großen Kontakte. Und ich bin halt, wie ich bin. Ich lasse leben und leben lassen, sage ich mal.
Die Hunde sind immer bei mir, egal, wo ich hingehe. Auch wenn ich arbeiten gehe. Ja, und wir hatten noch nie was anderes gehabt, die waren immer bei mir. Deswegen könnte ich sie auch nicht zu Hause lassen, nach einer halben Stunde zerlegen sie die Wohnung.
Wir hatten einen Bauernhof. Ein großes, großes Grundstück. Seitdem sind Hunde mein Ding. Alle Hunde, die herumrennen, wenn sie mich sehen, dann kommen sie alle hergerannt. Ja, ganz recht. Die Hunde merken das, wer gut ist und wer nicht, das merken Hunde.
Es ist ein gutes Gefühl, wenn man auf einmal eine Wohnung hat. Und man kann zumachen. Man muss keine Angst haben, dass man von der Polizei weggejagt oder von irgendjemand überfallen wird. Ist auch schon passiert. Ist eigentlich schon jedem passiert, brauchen wir gar nicht darüber reden. Die kommen meistens nachts, wenn die Leute schlafen. Die treten auf einen ein, nehmen einem alles weg, was sie gerade finden. Bis die Polizei kommt, sind die weg. Auch die Deutsche, nicht nur die Ausländer, also alle. Man geht am besten außerhalb der Stadt, da hat man mehr Ruhe.
Ein Hund schläft da draußen mit einem Auge, völlig normal. Ein kleiner Wachhund, so klein wie sie ist, so strukturiert ist sie auch. Sie hat einen Dickkopf und hat vor nichts Angst. Ist doch komisch. Ich mache mir keine Gedanken um Angst. Wenn etwas passiert, dann passiert es. Aber dann kann ich da auch nichts ändern.
Ich habe ein 4-Mann-Zelt mit Hunden. Ich bin viel rumgekommen. In Europa war ich fast überall. Ja. Außer über dem Teich war ich noch nicht und in Algerien war ich auch noch nicht. Kriegsgebiete war ich nicht. Mal Spanien. Bis zur Marokko-Grenze war ich schon. Und da haben sich die Leute getroffen. Punks und alle möglichen Leute, die für das Festival rumgereist sind. Wir waren 6-7 Leute und dreimal oder viermal so viele Hunde. Früher ging das auch noch, konnten noch Zug fahren, da hat es keiner so eng gesehen. Aber heute ist alles mit Strafe verbunden und und und. Es bringt nix, macht keinen Spaß mehr.
Ich wurde älter, aber ich wollte mehr Ruhe haben. Es wurde immer stressiger und immer stressiger. Ich kann mit Leuten nicht lange zusammenleben. Man kann eine gewisse Reise machen, aber draußen hinaus, kein Stück. Ich bin nicht nur [auf Hunde] fixiert, aber ist halt mein Thema.
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Credits:
Text: Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante
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